Folge 103: Märkte im Aufwind: Nahost-Deeskalation und Europas Chance
In dieser Folge analysieren wir die positive Marktstimmung nach der Deeskalation im Nahen Osten. Wir beleuchten die Schwäche des US-Dollars, den starken Kapitalzufluss nach Europa und die daraus entstehende Chance für die europäische Wirtschaft.
Zusammenfassung und Stichpunkte:
- Die Finanzmärkte reagieren erleichtert auf die Deeskalation im Nahen Osten, was zu einer positiven Stimmung an den internationalen Börsen führt.
- Trotz der Entspannung bleibt ein Restrisiko, insbesondere die potenzielle Schließung der Straße von Hormus, die 25% des weltweiten Rohöls betrifft.
- Der US-Dollar zeigt deutliche Schwäche gegenüber dem Euro, während die Zinsen für US-Staatsanleihen fallen, was eine künftige Zinssenkung andeuten könnte.
- Europa erlebt einen starken Kapitalzufluss, weniger wegen eigener Stärke, sondern aufgrund von Unsicherheiten in den USA, was eine große Chance für die wirtschaftliche Stärkung des Kontinents darstellt.
Shownotes und Episodendetails
1. Tagesausblick und aktuelle Marktlage
- Positive Stimmung an den Finanzmärkten: Es herrscht eine spürbare Erleichterung über den zumindest vorübergehenden Ausgang des Konflikts im Nahen Osten zwischen Israel, den USA und dem Iran, da eine Deeskalation zu beobachten ist.
- Internationale Börsen im Plus: Die Vorgaben aus Asien waren heute Morgen positiv, mit dem Nikkei im Plus (+0,5%) und dem Hang Seng im Plus (+1,4%). Auch die US-Börsen, Dow Jones und Nasdaq, verzeichnen ein Plus von über 1%.
- DAX-Prognose: Für den DAX werden ebenfalls positive Vorgaben erwartet, mit einem leichten Plus bei der Eröffnung, voraussichtlich um 23.600 bis 23.700 Punkte.
2. Geopolitische Risiken und weitere Eskalationspotenziale
- Anhaltendes Eskalationsrisiko im Nahen Osten: Trotz der aktuellen Entspannung bleibt das Potenzial für eine erneute Eskalation bestehen. Ein Worst-Case-Szenario aus wirtschaftlicher Sicht wäre die Schließung der Straße von Hormus durch den Iran oder Angriffe auf Schiffe, da durch diese Meerenge 25% des weltweiten Rohöls transportiert werden. Dies wäre eine sehr schwierige Phase für die Weltwirtschaft.
- Aktuelle Spannungen zwischen Israel und Iran: Es wird erwähnt, dass es kurz vor der Aufzeichnung noch Raketenbeschüsse zwischen Israel und dem Iran gab, was darauf hindeutet, dass die Waffenruhe aktuell nicht vollständig stabil ist, auch wenn eine erhöhte Eskalationsstufe derzeit nicht unbedingt wahrscheinlich ist.
- Politische Ereignisse: Der NATO-Gipfel wird angesprochen, hat aber laut Quelle wenig ökonomische Relevanz für die Börse. Die Regierungserklärung von Friedrich Merz wurde hingegen von einem Großteil der Presse sehr positiv aufgenommen.
3. Währungen, Zinsen und Rohstoffmärkte
- US-Dollar-Schwäche: Der US-Dollar zeigt sich weiterhin schwach gegenüber dem Euro (Kurs 1,18), was eine deutliche Bewegung raus aus dem Dollar und rein in den Euro signalisiert.
- Zinsentwicklung bei Staatsanleihen: Langfristige US-Staatsanleihen (10-jährige) liegen bei 4,28%, während die Bundesanleihe bei 2,5% stabil ist. Der Wert der US-Staatsanleihen ist gestiegen, da die Zinsen gefallen sind, was möglicherweise eine künftige Zinssenkung durch die Federal Reserve Bank antizipiert, sofern die Inflation in den USA nicht weiter ansteigt.
- Rohstoffpreise: Der Goldpreis liegt bei 3346, der Ölpreis bei 65$, wobei letzterer nach der erhöhten Eskalationsstufe deutlich nachgegeben hat.
4. Wirtschaftspolitik und Kapitalströme in Europa
- Unsicherheiten bei Energiekostensenkung: Die eigentlich versprochene Senkung der Energiekosten fällt offensichtlich erstmal aus oder wird zumindest verschoben, was zu Empörung in der Industrie führt.
- Starker Kapitalzufluss nach Europa: Es gibt einen anhaltend starken Kapitalfluss nach Europa und insbesondere nach Deutschland.
- Gründe für Europa-Investitionen: Dieser Kapitalzufluss ist nicht primär auf eine plötzlich bessere Performance deutscher Unternehmen zurückzuführen, sondern vielmehr auf die Unsicherheit über die Wirtschaftspolitik in Amerika und die weitere Entwicklung der Aktien unter Donald Trump. Als Beispiel wird genannt, dass der DAX seit Donald Trumps Präsidentschaft um über 20% zugelegt hat, während der S&P 500 nur um 7% stieg und der Shanghai Composite in einem halben Jahr nur 3%.
- Europas Chance zur Stärkung: Die Bundesregierung plant, 500 Milliarden Euro in Infrastruktur zu investieren und möchte dabei auch Privatinvestoren, insbesondere ausländische, beteiligen. Dieser Kapitalzufluss in die Finanzmärkte und die geplanten Investitionen bieten Europa eine "Riesenchance", wirtschaftlich unabhängiger und stärker zu werden, sofern die Politiker in der Lage sind, diese Möglichkeit zu erkennen und entsprechende Weichen zu stellen.