Folge 110: Ein krisenresistentes Geschäftsmodell mit breitem Burggraben für Anleger
In dieser Folge analysieren wir Copart, einen führenden Betreiber von Online-Fahrzeugauktionen. Wir beleuchten das krisenresistente Geschäftsmodell, die starken Wettbewerbsvorteile durch Netzwerkeffekte und Immobilienbesitz und warum die Aktie als 'Must-have' für Burggraben-Investoren gilt.
Zusammenfassung und Stichpunkte:
- Copart dominiert den Markt für Online-Auktionen von Unfallfahrzeugen mit einem krisenresistenten und leicht verständlichen Geschäftsmodell.
- Ein breiter 'Burggraben' wird durch starke Netzwerkeffekte und ein umfangreiches, eigenes Immobilienportfolio für Fahrzeuglagerung geschaffen.
- Das Geschäftsmodell ist weitgehend unabhängig von Konjunkturzyklen, was auch in Krisenzeiten stabile Gewinne sichert.
- Copart verfügt über eine äußerst robuste Bilanz mit einem Netto-Cashbestand von 4,3 Mrd. Dollar und einer Eigenkapitalquote von 91%.
- Trotz einer hohen Bewertung wird die Aktie aufgrund ihrer Qualitätsmerkmale und des langfristigen Wachstumspotenzials als kaufenswert erachtet.
Shownotes und Episodendetails
Einleitung: Was ist Copart?
Copart ist ein führendes US-amerikanisches Unternehmen, das sich auf Online-Fahrzeugauktionen spezialisiert hat. Über seine Plattform namens VB3 werden hauptsächlich Unfall- und Gebrauchtwagen gehandelt, wobei es sich in den meisten Fällen um Fahrzeuge mit Totalschaden handelt. Das Geschäftsmodell ist laut Warren Buffets Weisheit, nur in verständliche Modelle zu investieren, leicht nachvollziehbar und generiert selbst in Krisenzeiten Gewinne.
Geschäftsmodell und Einnahmequellen
Die Plattform von Copart wird vorrangig von Versicherungsgesellschaften zum Verkauf genutzt, aber auch von Banken, Finanzierungsgesellschaften, Flottenbetreibern und Autovermietern. Auf der Käuferseite sind Fahrzeugverwerter, Händler und Instandsetzer die Hauptakteure. Für jeden erfolgreichen Verkauf erhält Copart eine Provision vom Verkäufer. Weitere bedeutende Einnahmen werden durch Zusatzleistungen wie Lagerung, Transport, Wertschätzungen und die Erledigung von Papierkram generiert. In geringerem Maße erhebt Copart auch Gebühren von Käufern, und Mitgliedschaftsgebühren ergänzen die Einnahmestruktur.
Marktposition und Skalierung
Jährlich werden über die Copart-Plattform rund vier Millionen Fahrzeuge verkauft, wobei täglich etwa 265.000 Fahrzeuge zum Verkauf stehen. Dies führt zu einem erheblichen Netzwerkeffekt für das Unternehmen. Eine große Anzahl von potenziellen Käufern macht die Plattform für Verkäufer attraktiv, während viele angebotene Fahrzeuge wiederum mehr Käufer anziehen. Dieser sich selbst verstärkende Netzwerkeffekt bildet einen breiten und mit der Zeit immer mächtiger werdenden Burggraben. Der Großteil des Umsatzes (82 Prozent) wird in den USA erzielt, während der Rest aus internationalen Märkten wie Kanada, Großbritannien, Deutschland, Spanien und dem Mittleren Osten stammt. Auf dem US-Heimatmarkt agiert Copart in einem Duopol mit dem Konkurrenten IAA.
Die "Burggräben" von Copart – Wettbewerbsvorteile auf einen Blick
Copart verfügt über mehrere entscheidende Wettbewerbsvorteile, die als "Burggräben" wirken und das Unternehmen schützen:
- Starke Netzwerkeffekte: Die hohe Anzahl an Fahrzeugen zieht eine Vielzahl von Käufern an (eine Million registrierte Käufer aus 185 Ländern), was wiederum die Attraktivität für Verkäufer erhöht. Diese Effekte verstärken sich mit der Zeit und führen zu höheren Volumina und Provisionen für Copart.
- Umfangreiches Immobilienportfolio: Copart besitzt ein großes und sukzessiv erweitertes Immobilienportfolio an Stellflächen für beschädigte Fahrzeuge. Dies ermöglicht es dem Unternehmen, auch bei Naturkatastrophen, die viele Totalschäden verursachen, genügend Kapazitäten anzubieten, was die Verlässlichkeit und Kundenbindung erhöht. Dieses Portfolio ist für Konkurrenten nicht leicht zu replizieren, da geeignete Flächen rar sind und Genehmigungsverfahren langwierig sein können. Im Gegensatz zu IAA gehören Copart 90 Prozent seiner Flächen.
- Unabhängigkeit vom Konjunkturzyklus: Das Geschäftsmodell von Copart ist weitgehend immun gegenüber Wirtschaftsschwankungen. Weder Wirtschaftsbooms noch Krisen haben einen signifikanten Einfluss auf die Preise von Unfallfahrzeugen oder die Häufigkeit von Unfällen. Dies sichert dem Unternehmen auch in tiefsten Krisen gute Gewinne.
Finanzielle Stärke und Profitabilität
Copart weist eine äußerst robuste Bilanz auf. Das Unternehmen verfügt über einen Netto-Cashbestand von rund 4,3 Milliarden Dollar, Tendenz steigend. Die Eigenkapitalquote ist mit beeindruckenden 91 Prozent sehr hoch und wird durch das große Immobilienportfolio gestützt. Allein im Jahr 2024 wurden 500 Millionen Dollar für den Kauf von 1100 Acre Land aufgewendet, und in den letzten zehn Jahren wurde die Landfläche im Eigenbesitz verdreifacht. Die Etablierung der Online-Plattform hat die Margen deutlich anziehen lassen, da Plattform-Geschäftsmodelle gut skalierbar sind und Copart nur wenig Kapital für den Betrieb der Plattform aufwenden muss. Schätzungen zufolge vereinnahmt Copart eine Provision von 20 Prozent des Verkaufspreises, wobei Zusatzservices die Marge weiter steigern.
Wachstumstreiber und Zukunftsaussichten
Copart profitiert von zwei wesentlichen langfristigen Trends:
- Der kontinuierliche Anstieg der gefahrenen Kilometer, der die Unfallhäufigkeit erhöht.
- Die zunehmende Komplexität von Fahrzeugen, die zu höheren Reparaturkosten führt und somit die Wahrscheinlichkeit von wirtschaftlichen Totalschäden steigert.
Zudem trägt der Gewinn von Marktanteilen zu den Ergebnisanstiegen bei. Die Macht der sich verstärkenden Netzwerkeffekte ist jedoch der Hauptgrund für steigende Ergebnisse und wird voraussichtlich auch künftig für zweistellige Umsatz- und Gewinnsteigerungen sorgen.
Wettbewerb und Duopol im US-Markt
Im US-Markt teilt sich Copart den Markt hauptsächlich mit IAA Inc.. Copart hat jedoch einen größeren Marktanteil, da es bereits 2003 auf eine Online-Auktionsplattform umgestellt hat, während IAA dies erst 2015 tat. Dieser Vorsprung führte zu überlegenen Netzwerkeffekten. Darüber hinaus verfügt Copart über wesentlich mehr Abstellmöglichkeiten für beschädigte Autos als IAA, was insbesondere bei Naturkatastrophen von Vorteil ist und dazu führte, dass Versicherer Volumina von IAA zu Copart verlagert haben. Das Management von Copart konzentriert sich auf strategische Aspekte, wie den Erwerb von Eigentumsflächen, anstatt auf kurzfristiges „Financial Engineering“ durch Leasingverträge, obwohl letzteres die Zahlen kurzfristig besser aussehen lassen könnte. Das Immobilienportfolio ist langfristig wertsteigernd und schwer für Konkurrenten zu replizieren.
Potenzielle Risiken und Porter's Five Forces – Eine Analyse
Das Porter's Five Forces-Modell offenbart bei Copart kaum Risiken.
- Die Netzwerkeffekte und das große Immobilienportfolio bilden einen starken Burggraben gegenüber Rivalen wie IAA und potenziellen neuen Wettbewerbern.
- Die Lieferantenmacht ist gering, da Copart wenig von Personal- und Energiekosten abhängig ist und steigende Kosten an die Endverbraucher weitergeben kann.
- Die Abnehmermacht ist ebenfalls gering, da die Netzwerkeffekte und das Immobilienportfolio Coparts Plattform für Kunden unverzichtbar machen, und es in den USA kaum adäquaten Ersatz gibt.
- Das einzige nennenswerte Risiko ist das Substitutionsrisiko. Falls autonome Fahrzeuge und fortschrittliche Fahrassistenzsysteme (ADAS) zu einer deutlichen Reduzierung der Unfallhäufigkeit und damit der Totalschäden führen sollten, könnte dies die Volumina für Copart reduzieren. Der CEO von Copart sieht diesen potenziellen Gegenwind jedoch als geringer an als den Rückenwind durch die steigende Komplexität von Fahrzeugen, die auch bei leichten Unfällen oft zu Totalschäden führt. Es wird voraussichtlich noch viele Jahre dauern, bis sich ein solcher Effekt in den Zahlen niederschlägt.
Investment-Fazit: Eine Aktie für die Ewigkeit?
Die Copart-Aktie hat sich in 22 Jahren um 6.848 Prozent verteuert, was ihre herausragende Gewinnentwicklung widerspiegelt. Obwohl die Aktie nach den letzten Zahlen vorübergehend fiel, wurde dies als Gewinnmitnahmen aufgrund einer temporären Überbewertung interpretiert, nicht aufgrund schlechter Fundamentaldaten. Die Bewertung hat sich inzwischen normalisiert, und trotz eines KGVs von 32,3 wird die Aktie als kaufenswert erachtet, da sie traditionell mit einem Bewertungsaufschlag gehandelt wird, was angesichts des breiten Burggrabens und der krisenunabhängigen Gewinne gerechtfertigt ist. Copart ist ein "Must-have für Freunde von Burggrabenaktien" und kann auf dem aktuellen Niveau gekauft werden. Weitere Kursrücksetzer bieten sogar Gelegenheiten zum Aufstocken von Positionen.
Man könnte sagen, Copart agiert wie ein digitaler Festungsbauer im Markt für Unfallfahrzeuge: Das Unternehmen hat nicht nur einen tiefen Wassergraben in Form von Netzwerkeffekten um seine Plattform gezogen, sondern baut mit seinem wachsenden Immobilienportfolio auch dicke Mauern, die es vor Konkurrenz und wirtschaftlichen Stürmen schützen.