Folge 160: Dünne Märkte, der "Stausee-Effekt" in den USA und die politische Wende in Deutschland
In dieser Folge analysieren wir die dünne Marktlage, die nur noch von KI-Aktien gehalten wird. Wir erklären den "Stausee-Effekt" der US-Liquiditätskrise, der bald zu einer Geldflut führen könnte, und beleuchten die politische Wende in Deutschland als Reaktion auf eine gescheiterte Agenda.
Zusammenfassung und Stichpunkte:
- Die Märkte befinden sich in einem Abwärtstrend, der nur noch von wenigen, sportlich bewerteten KI-Aktien gehalten wird, was die Marktlage "sehr dünn" macht.
- Der US Government Shutdown sorgt für einen "Stausee-Effekt": Steuergelder (über 1 Billion) werden gesammelt, aber nicht ausgegeben, was der Wirtschaft Liquidität entzieht.
- Sobald der Haushaltsstreit beigelegt ist (erwartet in der zweiten Novemberhälfte), wird eine "Flutgeld"-Welle freigesetzt, die einen deutlichen Schub bei Risiko-Assets auslösen dürfte.
- Deutschlands wirtschaftlicher Abstieg, bedingt durch ideologiegetriebene Politik, führt zu einem politischen "Pendelschlag" in Richtung rechtskonservativ.
- Trotz der "Talsohle" bleibt Optimismus: Deutsche Autohersteller wie VW sind fundamental unterbewertet (Jefferies-Kursziel 125) und bieten Chancen.
Shownotes und Episodendetails
I. Aktuelle Marktlage und KI-Bewertungen
Kontinuierlicher Kursabfall und dünne Marktdynamik
Die Märkte verzeichnen derzeit einen Abwärtstrend, sichtbar durch ein Minus von etwa 1% in Deutschland und bei den amerikanischen Futures. Besonders auffällig ist, dass die Stabilität des Gesamtmarktes in den letzten Tagen lediglich von ganz wenigen Aktien gehalten wurde. Die aktuelle stabile Marktsituation wird nicht von der breiten Masse, sondern noch immer von den KI-Unternehmen getragen, was als "sehr dünne Marktlage" und somit als ungünstiges Zeichen bewertet wird.
Bewertungsdebatte bei Tech-Giganten
Die Bewertungen von KI-Aktien sind "sportlich", die Meinungen darüber gehen jedoch weit auseinander. Während einige die Preise für viel zu teuer halten, argumentieren andere, dass die hohen Investitionen durch sehr hohe Einnahmen und den starken Cashflow der Unternehmen voll gedeckt sind. Im Gegensatz zur Internetbubble sind die heutigen KI-Player die stärksten Unternehmen der Welt mit extrem starken Bilanzen und zukünftigem Cashflow. Trotzdem weisen die gehypten Aktien oft eine sehr niedrige freie Cashflow Rendite auf (im Schnitt etwa 2,5% auf die nächsten 5 Jahre), was auf viel Optimismus und Zukunftshoffnung hindeutet.
Beispiel Meta und Investmentstrategie
Die Aktie von Meta wird als "brutal teuer" eingestuft und ist in den letzten Tagen bereits massiv zurückgekommen. Ein interessanterer Zielbereich wird zwischen 450 und 550 gesehen, während momentan vom Kauf abgeraten wird. Bei den meisten Hightech-Unternehmen herrscht ein sportlicher Bereich, wobei ein Luftablassen (Korrektur) durchaus sinnvoll wäre und sich die Anleger über günstigere Kaufgelegenheiten freuen würden.
II. Die Liquiditätskrise durch den US Government Shutdown
Engpass in der Wirtschaft
Nach über einem Monat im "eingefrorenen Haushalt" der USA beginnt die Liquidität langsam eng zu werden. Da der Staat ein gigantischer Geldausgeber ist, fehlt das Geld nun in der Wirtschaft. Gehälter und Vertragszahlungen fließen nicht mehr, was dazu führt, dass Privatpersonen und Unternehmen ihre Konten abräumen und weniger Geld bei den Banken liegt.
Der Stausee-Mechanismus
Steuerzahlungen und andere Einnahmen fließen weiterhin in die Staatskassen, werden aber nicht ausgegeben, wodurch sich über eine Billion Kassenbestand ansammelt. Dieser Zustand wird metaphorisch als "Stausee" beschrieben, dessen Schleusen geschlossen wurden. Unterhalb des Stausees – in der gesamten Wirtschaft und bei den Banken – fehlt dadurch das Wasser (Kapital). Dies führt zu Spannungen im RIP-System (Geldleihe zwischen Banken und Zentralbank) und erhöht die Risiken, insbesondere für kapitalschwächere Banken.
Der erwartete Geld-Schwall
Der Druck, den Haushaltsstreit beizulegen, nimmt zu. Sobald die "Schleusen wieder aufgehen" und die Regierung wieder zahlt, wird das gesamte Kapital aus dem Stausee schwallartig freigesetzt. Dies bedeutet, dass nachgezahlte Gehälter und Verträge eine "Flutgeld" in die Märkte spülen werden, was zu einem deutlichen Schub bei Risiko-Assets und Aktien führen dürfte. Goldman Sachs prognostiziert eine Bewegung in dieser Angelegenheit für die zweite Novemberhälfte.
III. Europas wirtschaftlicher Abstieg und politische Konsequenzen
Die Krise in Deutschland
Medienberichte sind voll von negativen Schlagzeilen über Deutschland und Europa, die den Anschluss verlieren und Investoren verlieren die Geduld. Diese katastrophale Entwicklung wird als Schuld der Politik betrachtet, die einer ideologisch geleiteten Agenda folgt.
Notwendigkeit massiver Reformen
Der Karren wurde über Jahre so tief in den Dreck gezogen, dass kleine Korrekturen nicht mehr ausreichen. Große Geldausgaben (wie 2 x 500 Milliarden) verpuffen ohne Ergebnis. Dringende, aber aktuell fehlende, Maßnahmen sind die massive Reduzierung der Bürokratie und der Energiepreise.
Der Pendelschlag der Politik
Aufgrund des wahrgenommenen Scheiterns linker und grün-linker Politik sehen die Menschen einen Grund, in Richtung des rechtskonservativen Rands auszuweichen, um gegenzusteuern. Die gesamte gesellschaftliche Entwicklung wird als Pendeln zwischen den Extremen beschrieben: Sobald ein Extrem nicht mehr funktioniert, schlägt das Pendel in die andere Richtung aus, anstatt in der Mitte zu verharren. Der Druck wird weiter zunehmen müssen, bis eine massive Veränderung erzwungen wird.
IV. Trotz allem Optimismus: Das Beispiel der Autoindustrie
Lichtblicke und die Talsohle
Obwohl die Lage momentan schwierig aussieht und sich in der "Talsohle" befindet, ist dies keine Einbahnstraße. Die Entwicklungen sind normal; es ist "always darkest just before Dawn".
Fallstudie VW
Die deutsche Automobilindustrie, insbesondere VW, wird als unterbewertet angesehen. Trotz aller Probleme generieren diese Unternehmen Milliarden an freiem Cashflow und werden nicht pleitegehen. Eine aktuelle Einschätzung von Jefferies setzte VW auf Kaufen mit einem Kursziel von 125, was die Argumente stützt, dass die Bewertung günstig bleibt und der Cashflow positiv überrascht.
Über das Auswandern
Die Flucht vor den Problemen durch das Verlassen des Landes ist nicht zwingend der richtige Weg. Wer im Inland unzufrieden ist, trägt diese Unzufriedenheit oft in das neue Land mit und wird auch dort neue Mängel finden. Es ist wichtig, sich von den momentanen negativen Stimmungen an den Börsen, in den Medien und der Wirtschaft nicht runterziehen zu lassen.
Analogie zur Veranschaulichung der Liquiditätskrise:
Die aktuelle Situation des US-Haushaltsstreits und die damit verbundene Liquiditätskrise in der Wirtschaft lässt sich wie ein Staudamm vorstellen: Normalerweise fließt das Wasser (Geld) ungehindert in den See (Staatseinnahmen) und sofort wieder ab (Staatsausgaben) in den Fluss (die Wirtschaft). Wenn die Tore (Ausgabebefugnisse) jedoch geschlossen werden, sammelt sich das Wasser im Stausee (die eine Billion Kassenbestand) an, während der Fluss flussabwärts (die Banken, Unternehmen, Bürger) austrocknet und die Fische (die Liquidität) Mangel leiden. Nur wenn die Tore geöffnet werden, kann der Lebensfluss in die Wirtschaft zurückkehren.