Folge 98: Chinas Aufstieg – Hightech, Abhängigkeiten und die Risiken für Europa
In dieser Folge analysieren wir Chinas rasanten technologischen Aufstieg, die wachsenden Abhängigkeiten Europas von chinesischen Rohstoffen und Technologien, sowie die zunehmenden Risiken durch Spionage und geopolitische Spannungen.
Zusammenfassung und Stichpunkte:
- China hat sich zur technologischen Supermacht entwickelt, mit beeindruckenden Fortschritten in Bereichen wie autonomer Mobilität und E-Fahrzeugen, die in Metropolen wie Shenzhen bereits Alltag sind.
- Die Abhängigkeit Europas von chinesischen Seltenen Erden wird bis 2030 dramatisch zunehmen, was ein erhebliches Risiko darstellt, da diese Rohstoffe für die Industrie und Rüstung unverzichtbar sind.
- Im Falle eines Taiwan-Konflikts könnten gestörte Lieferketten die gesamte europäische Industrie zum Erliegen bringen, da China Taiwan als abtrünnige Provinz betrachtet und sich militärische Optionen vorbehält.
- Chinesische Spionage und Cyberangriffe nehmen zu und verschieben sich vom wirtschaftlichen in den politischen Bereich, wie aktuelle Fälle von Industriespionage und Hacks staatlicher Einrichtungen zeigen.
- Chinas globale Strategie umfasst die Neue Seidenstraße und die Nutzung von Ländern wie Ungarn als "Brückenkopf" in die EU, während es sich international als "großer Versöhner" zu präsentieren versucht.
Shownotes und Episodendetails
Chinas technologischer Vorsprung und rasante Entwicklung
Die Volksrepublik China wird als "Hightechland und Superpower" beschrieben, die Deutschland in vielen Bereichen längst abgehängt hat. In Metropolen wie Shenzhen, die sich seit 1980 von einer Ansammlung von Fischerdörfern zu einer Megacity mit knapp 18 Millionen Einwohnern entwickelt hat, sind Zukunftstechnologien bereits Alltag.
- Autonome Mobilität: Beispiele sind fahrerlose Taxis, die über eine App gerufen werden können und auch anspruchsvolle Verkehrssituationen wie U-Turns flüssig meistern. Drohnen liefern bereits Getränke an spezielle Landeplätze in der Stadt.
- E-Mobilität: China ist weltweit führend in der E-Mobilität; heimische Fabrikate werden bevorzugt, und deutsche Elektroautos sind laut Experten "längst abgehängt". Chinesische Autobauer planen den Markteintritt in Europa und wollen Zölle durch lokale Produktion umgehen.
- Grenzenloses Denken: Die Mentalität in China wird als "Denken ohne Grenzen" beschrieben, das die schnelle Umsetzung von allem, was denkbar ist, ermöglicht.
Wachsende Abhängigkeiten und deren Risiken
Die enge wirtschaftliche Verflechtung mit China birgt erhebliche Risiken für Europa und insbesondere Deutschland.
- Seltene Erden: Ein "Lebenselixier der deutschen Industrie" sind Seltene Erden, deren Bedarf sich bis 2030 verfünffachen wird und die bald wichtiger sein könnten als Öl und Gas. Der überragende Anteil des europäischen Bedarfs wird in China abgebaut oder weiterverarbeitet, was eine "immense Gefahr" darstellt.
- Monopolstellung: China überflutet den Weltmarkt mit günstigen Materialien, wodurch sich Abbau und Verarbeitung außerhalb Chinas kaum lohnen. Selbst die Rüstungsindustrie ist auf Seltene Erden angewiesen, und ein Fehlen könnte dazu führen, dass Kriege nicht gewonnen werden können.
- Taiwan-Konflikt: Im Falle eines chinesischen Angriffs auf Taiwan oder einer Blockade könnten Lieferketten signifikant gestört werden, was die gesamte Industrie in Europa zum Erliegen bringen könnte. China betrachtet Taiwan als abtrünnige Provinz und behält sich die Anwendung von Waffengewalt vor.
Spionage und Cyberangriffe – Der lange Arm Chinas
Die Bedrohung durch Spionage und Cyberangriffe aus China ist real und nimmt zu.
- Industriespionage: Es geht vielfach darum, einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen. China streitet ab, Deutschland ausspionieren zu müssen, da es in vielen Bereichen (E-Mobilität, KI, saubere Energie) bereits führend sei.
- Aktuelle Fälle: Ein aufsehenerregender Spionageprozess in Düsseldorf betrifft ein deutsches Ehepaar und einen Geschäftspartner, denen vorgeworfen wird, militärisch nutzbare Technologien (Hybridantriebe für Panzer, Drohnen, lasergestützte Abwehrsysteme) an einen chinesischen Geheimdienst geliefert zu haben.
- Cyberangriffe: Staatliche chinesische Angreifer sollen das Observatorium des Bundesamtes für Kartografie und Geodäsie gehackt haben, was die Korrektheit von Navigationsdaten (GPS, Galileo) beeinträchtigen könnte. Cyberangriffe aus China verschieben sich zunehmend vom Wirtschafts- in den politischen Bereich und zielen auf staatliche Institutionen, Parteien und Stiftungen ab.
- Huawei im Fokus: Dem Tech-Giganten Huawei wird vorgeworfen, besonders eng mit chinesischen Geheimdiensten verflochten zu sein und potenziell Zugriff auf weltweite Informationsflüsse zu ermöglichen. Obwohl Huawei dies dementiert, haben viele europäische Länder, darunter Deutschland, Huawei aus ihren Mobilfunk-Kernnetzen ausgeschlossen.
Chinas globale Strategie und Einflussnahme in Europa
China verfolgt eine klare Strategie zur Erweiterung seines globalen Einflusses, auch in Europa.
- Die Neue Seidenstraße: Dieses weltweite Infrastrukturprogramm zum Ausbau von Handelswegen stößt in Europa auf gemischte Reaktionen. Trotz milliardenschwerer Investitionen, die oft keine ausreichende Rendite abwerfen und China verschulden, sucht China weitere Partner.
- Ungarn als Brückenkopf: Ungarn wird als "offene Tür zur EU" für China angesehen und rollt chinesischen Investitionen den "roten Teppich aus". Projekte wie die Bahnstrecke Budapest-Belgrad und gigantische Batteriefabriken (z.B. CATL in Debrecen) sollen Chinas Handelswege direkt in die EU bringen.
- Münchner Sicherheitskonferenz: China versucht, sich auf der internationalen Bühne als der "große Versöhner" und umgänglicher Gegenpol zu den USA zu präsentieren. Die Glaubwürdigkeit dieser "Charmoffensive" wird jedoch von NATO-Generalsekretären und Analysten angezweifelt, die China als "Gegner und wachsende Bedrohung" sehen, die den Krieg in der Ukraine unterstützt.
Innenpolitische Aspekte und Herausforderungen Chinas
Der Aufstieg Chinas ist nicht ohne interne Herausforderungen und Widersprüche.
- Wirtschaftliche Probleme: Experten wie Michael Beckley sehen Anzeichen für ein Ende von Chinas unaufhaltsamem Wirtschaftsaufstieg, bedingt durch eine Immobilienblase, die Zerstörung von 40% der Ackerflächen und eine schrumpfende Bevölkerung.
- Autoritäre Führung: Staatspräsident Xi Jinping spricht öffentlich von Demokratie, führt sein Land aber mit autokratischer Härte.
- Überwachung: Überwachungskameras sind überall in chinesischen Städten präsent. Während dies bei Chinesen laut Rapper Score oft nicht kritisch gesehen wird, fühlen sich westliche Beobachter unwohl und beobachtet.
- Unterdrückung und Spionage im Ausland: Die staatliche Überwachung ist nahezu lückenlos. Dissidenten, die im Ausland leben, fürchten Auswirkungen auf ihre Verwandten in China, falls ihre Namen auf einer "Schwarzen Liste" erscheinen. Es gibt Vorwürfe, dass mutmaßliche chinesische Spione die Opposition in Deutschland ausspioniert und Zugang zu sensiblen Dokumenten erlangt haben.